Mit mehr Studienplätzen, der Aussetzung des Numerus Clausus und einer Verkürzung des Referendariats will ein Expertengremium der Kultusministerkonferenz (KMK) dem Lehrermangel entgegen treten und den Beruf zugleich attraktiver machen. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK legte dazu am Freitag in Berlin ein neues Gutachten vor. Dieses sieht in Zukunft auch ein Auslaufen der „Sondermaßnahmen“ für Quer- und Seiteneinsteiger in Schulen vor. Die Experten räumen einer „wissenschaftsbasierten, qualifizierten“ Lehramtsausbildung Priorität ein.
Die Lehrerausbildung soll demnach durch eine langfristige Reform angesichts des Mangels an Fachkräften vereinheitlicht, optimiert und attraktiver gemacht werden. „Viele Schulen leiden unter einem akuten Lehrkräftemangel, gleichzeitig sind die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, wie zuletzt Pisa gezeigt hat, besorgniserregend“, erklärte Felicitas Thiel, Kovorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission. Die Anforderungen an den Beruf dürften daher „nicht abgesenkt werden“. Lehrkräfte bräuchten Fachwissen und Kenntnisse über Lern- und Entwicklungsprozesse von Kindern.
Die Kommission empfiehlt unter anderem für die Ausbildung von Bewerbern ohne klassisches Lehramtsstudium, die aus anderen Fächern oder Berufen wechseln, ein Masterstudium in einem Unterrichtsfach mit anschließendem Referendariat. Dieser zweite Weg ins Lehramt solle die „zahlreichen Sondermaßnahmen“ der Länder für Quereinsteiger ablösen.
Das Referendariat, also der Praxisteil, soll demnach auf zwölf Monate verkürzt werden, sofern Studium und Praxisteil besser verzahnt werden. Auch die Pflichtstunden im Referendariat sollen auf sechs Wochenstunden begrenzt werden. Wenn Lehramtsstudierende als Vertretungslehrer arbeiten, soll dies angerechnet werden.
Vor allem in Mangelfächern schlägt das Expertengremium zudem die Schaffung zusätzlicher Studienplätze und die Aufhebung von Zulassungsbeschränkungen durch einen Numerus Clausus vor.
Berlins Bildungssenatorin und derzeitige KMK-Präsidentin Katharina Günther-Wünsch (CDU) erklärte, die Länderminister würden sich „eingehend mit den vorgeschlagenen Empfehlungen auseinandersetzen und entsprechende Maßnahmen formulieren“. „Die klare Positionierung für hohe Qualitätsstandards in der Lehrkräftebildung ist und bleibt unverzichtbar für die zukünftige Entwicklung unseres Bildungssystems.“
Ab 2024 übernimmt die saarländische Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot (SPD), den Vorsitz der Kultusministerkonferenz. Sie folgt damit zu Jahresbeginn auf Günther-Wünsch.
© AFP