Rhein-Kreis Neuss – Kreistag, alle Bürgermeister und Räte haben dem Digitalprojekt zuvor grünes Licht gegeben. Die Federführung für dieses Leuchtturmprojekt aus dem Masterplan Digitalisierung des Kreises hat das IT-Dezernat mit seinem Kataster- und Vermessungsamt. Mit den Kreiskommunen wurde ein Lenkungsausschuss eingerichtet.
Jetzt übergab Thomas Hunsteger-Petermann, der Landesbeauftragte für interkommunale Zusammenarbeit, den Förderbescheid in Höhe von 420 000 Euro an Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Vertreter der kreisangehörigen Kommunen im Kreishaus.
„Nicht nur im Förderprogramm, sondern landesweit ist die interkommunale Zusammenarbeit beim Aufbau eines Digitalen Zwillings zwischen einem Kreis und seinen Kommunen einzigartig“, betonte Thomas Hunsteger-Petermann bei der Übergabe im Grevenbroicher Kreishaus und fügte hinzu: „Dadurch bietet sich die Chance, datengetriebene Anwendungsfälle für eine zukunftsfähige Kreis- und Stadtplanung umzusetzen.“
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke dankte der zuständigen Ministerin Ina Scharrenbach und der Bezirksregierung Düsseldorf, die beim Termin durch Carsten Kießling und Thomas Hermans vertreten war, für die Unterstützung bei diesem Projekt und für die höchstmögliche Landesförderung: „Geodaten werden bereits seit Jahrzehnten in allen Katasterämtern erhoben. Doch erst mit ihrer systematischen digitalen Zusammenführung und Erweiterung werden sie zugänglich für eine Vielzahl von Smart-City-Lösungen und kommunalen Akteuren.“
Neue Impulse für die Digitalisierung in der Kreisgemeinschaft nutzen will auch IT-Dezernent Harald Vieten. Bereits 2019 hat der Rhein-Kreis Neuss mit seinen acht Kommunen eine von den Bürgermeistern unterschriebene Verwaltungsvereinbarung zur Zusammenarbeit bei der Digitalisierung getroffen. Damit können die Herausforderungen in der Verwaltungsdigitalisierung mit vereinten Kräften angegangen werden. Bereits gemeinsam auf den Weg gebracht wurde ein Fortbildungsprogramm zur Stärkung digitaler Kompetenzen n den Verwaltungen, ein Open Data-Portal, ein II-Arbeitskreis und nun das Zukunftsprojekt „Digitaler Zwilling“. Vieten betont: „Wir lernen voneinander und miteinander. Dabei nehmen wir alle Kommunen mit auf den Weg zur digitalen Verwaltung.“ Da diese Projekte gemeinsam verabschiedet werden und im Interesse aller Kommunen liegen, erfolgt die Finanzierung dieser Projekte in aller Regel über den Kreishaushalt. „Hierdurch können die Aufgaben auch wirtschaftlicher erbracht werden“, so Vieten weiter.
Für den Aufbau des digitalen Zwillings wird in den nächsten sechs Jahren der öffentliche Raum des Kreisgebietes mit speziellen Vermessungsfahrzeugen befahren und gescannt. Ziel ist es, durch die Befahrungen und Anbindung der vorliegenden digitalen Befliegungsdaten ein digitales realitätsnahes Abbild des gesamten Kreisgebiets zu erstellen. Mit dem Digitalen Zwilling werden die Grundlagen für raumbezogene Daten auf eine technisch neue Basis gehoben. Dadurch erhalten die beteiligten Kommunen Zugriff auf hochaufgelöste, georeferenzierte und dreidimensionale 360-Grad-Bilddaten, vergleichbar einer virtuellen Realität (VR).
Im Projektverlauf sollen dann zum Beispiel die Daten über Bevölkerungszahl, Alter, Geschlecht mit Daten der Bauleitplanung, der Verkehrs- und Raumentwicklung im Digitalen Zwilling zusammenfließen. So kann eine Kommune etwa berechnen, wo in fünf Jahren eine neue Kita, Schule oder ein Altenheim gebraucht wird. Durch realitätsnahe Simulationsmodelle können im Vorfeld einer Planungsentscheidung auch Klimaanpassungsstrategien entwickelt oder der Schattenwurf eines Hochhauses berechnet werden. Für Smart City-Lösungen, moderne Verkehrs- und Mobilitätskonzepte, Analysen von Gefahren durch Starkregen oder Hochwasser soll der Digitale Zwilling im Idealfall die erforderlichen 3 D-Daten und somit ein Abbild der Realität liefern.
Vieten gibt zu bedenken: „Wichtig ist auch, dass wir in der Kreisgemeinschaft eine gemeinsame Datenplattform schaffen, wodurch sich auch gemeinsame Ideen und Projekte besser und effizienter realisieren lassen. Verkehrswege oder Hochwasser enden schließlich meistens auch nicht vor der Stadtgrenze.“ Durch das Digitalisierungsprojekt könnten auch Prozesse und Planungsvorhaben erheblich beschleunigt werden. So würden aufwendige Vor-Ort-Termine entfallen, weil die Daten bereits auf dem Bildschirm der Verwaltungen virtuell vorliegen. Die Kosten des mehrjährigen Projektes liegen bei rund 900.000 Euro. Nach Ausschreibung soll mit den Befahrungen noch in diesem Jahr begonnen werden.