Neues Zuhause für Störche in Düsseldorf-Wittlaer

Durch den Aufbau von Nisthilfen soll in Düsseldorf die Ansiedlung des Weißstorchs nach 110 Jahren wieder gelingen.

Düsseldorf – Entlang des Rheins zwischen Düsseldorf-Wittlaer und -Kaiserswerth gibt es 76 Hektar naturnahe Kulturlandschaften. Dort befindet sich das Wasserschutzgebiet der Stadtwerke Duisburg, in dem über 18 Brunnen in drei Gewinnungsanlagen das Trinkwasser für hunderttausende Menschen in Duisburg gewonnen wird. Das Wasserschutzgebiet ist aber auch wichtiger, weitestgehend naturbelassener und geschützter Rückzugsort für zahlreiche Tierarten. Ab sofort sollen sich an der „Grenze“ zur Nachbarstadt Duisburg – im Wasserschutzgebiet der Stadtwerke Duisburg – neben zahlreichen anderen Tierarten auch Störche heimisch fühlen. Denn gemeinsam mit der Biologischen Station Haus Bürgel, dem NABU Düsseldorf e. V. und der Stadt Düsseldorf haben die Stadtwerke Duisburg jetzt mitten in diesem geschützten Raum einen Storchenmast als Nisthilfe für die Langschnäbel aufgestellt. Die Stadtwerke Duisburg haben dort in einem aufwändigen Verfahren Brunnenanlagen zurückgebaut und diese Flächen renaturiert. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde dann auch ein Storchenmast aufgestellt.

„Wasserschutzgebiete sind inmitten städtischer Bebauung wichtige, naturbelassene Räume. Deshalb haben wir unser Gebiet sehr gerne für die Aufstellung eines solchen Mastes zur Verfügung gestellt. Die Gewinnung von Trinkwasser erfordert immer auch ein intaktes Ökosystem“, erklärt Thomas Oertel, Leiter der Trinkwassergewinnung für die Stadtwerke Duisburg AG. Der zehn Meter hohe Mast ist nachhaltig aus einem alten Laternenmast hergestellt worden und hat am oberen Ende ein Podest mit rund 1,5 Meter Durchmesser, auf dem die Vögel ihr Nest für die Brut bauen können. „Störche werden alljährlich gesichtet in der Urdenbacher Kämpe, im Himmelgeister Rheinbogen und den Kaiserswerther Rheinauen. Mit den nun vorhandenen Storchennisthilfen werden sie hoffentlich bald auch in Düsseldorf brüten“, sagt Gerda Hucklenbroich, Vorsitzende des NABU Düsseldorf e.V.

Störche fühlen sich traditionell am gesamten Niederrhein zur Brutzeit heimisch, in der Landeshauptstadt sind sie aber dennoch bislang nur selten gesehen. „Das soll sich durch die Aufstellung von Storchenmasten ändern. Wir wollen den Tieren auch in Düsseldorf eine attraktive Heimat bieten und hoffen damit auf die erste Brutansiedlung des Weißstorches nach mehr als 100 Jahren in Düsseldorf“, sagt Johanna Marks, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Düsseldorf.

Der Storchenmast im Wasserschutzgebiet in Wittlaer wird aber noch einige Monate leer bleiben. „Die Störche kommen erst im März und April zurück nach Deutschland. Derzeit sind sie noch in ihrem Winterquartier auf der Iberischen Halbinsel oder in Nordwest- Afrika“, erklärt Julian Oymanns von der Biologischen Station Haus Bürgel. Sollte sich tatsächlich ein Storchenpaar auf dem Storchenmast niederlassen, könnten Jungtiere im Juli und August schlüpfen. Bis zu vier kleine Störche pro Nest sind dann möglich.

Hintergrund zu Storchenmasten in Düsseldorf

Der neue Storchenmast ist der fünfte in Düsseldorf. Neben dem Standort in Wittlaer finden sich weitere am Golfclub Hubbelrath, in der Urdenbacher Kämpe und in Himmelgeist. Von Natur aus brüten Störche eigentlich auf abgebrochenen Bäumen – jedoch sind diese selten zu finden. Deshalb weichen Störche gerne auf vom Menschen angebrachte Nisträder oder Körbe aus, die sich oft auf Dächern von Scheunen oder Kirchen befinden. Vermehrt werden auch alte Telegraphenmasten genutzt.

Dokumentationen folgend, hat der Weißstorch zuletzt um das Jahr 1910 in Düsseldorf gebrütet. In der Folgezeit ist die Art in ganz Nordrhein-Westfalen nahezu ausgestorben. Heute erholen sich die Bestände allmählich. So nimmt auch in Düsseldorf die Anzahl der Storchensichtungen in der Brutzeit zu. Auf den Storchenmasten in der Urdenbacher Kämpe sind in den vergangenen beiden Jahren bereits Störche beobachtet worden, zu einer Brut ist es aber noch nicht gekommen. Auf den Rheinwiesen im Düsseldorfer Norden sind ebenfalls bereits mehrere Störche zusammen gesichtet worden – bislang hatten sie dort allerdings noch keine Brutmöglichkeit.

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