Bitkom-Präsident mahnt die „digitale Zeitenwende“ an

Zu Beginn des Digitalgipfels der Bundesregierung hat der Präsident des Digitalverbands Bitkom mehr Tempo bei der Digitalisierung angemahnt. "Die digitale Zeitenwende muss jetzt dringend kommen", sagte Ralf Wintergerst.

Zu Beginn des Digitalgipfels der Bundesregierung hat der Präsident des Digitalverbands Bitkom mehr Tempo bei der Digitalisierung angemahnt. „Die digitale Zeitenwende muss jetzt dringend kommen“, sagte Ralf Wintergerst der „Wirtschaftswoche“. Er warnte vor einer wachsenden digitalen Abhängigkeit des Landes – Deutschland drohe, zur „digitalen Kolonie“ zu werden. Der 16. Digitalgipfel findet in Jena statt, mehr als tausend Expertinnen und Experten kommen zusammen.

Wintergerst kritisierte: „Leider gibt es kaum Fortschritte bei einigen wirklich großen Themen wie der Digitalisierung der Verwaltung und dem Digitalpakt 2.0 für die Digitalisierung der Schulen, also bei zwei Säulen, die für ein digitaleres Deutschland unerlässlich sind.“ Bund, Länder und Kommunen müssten in den Bereichen schnellere Fortschritte erreichen. In den vergangenen zwei Jahren sei Deutschland in den internationalen Rankings für digitale Verwaltungsdienstleistungen weiter zurückgefallen.

Von den 334 digitalpolitischen Vorhaben, die im Koalitionsvertrag und in der Digitalstrategie aufgeführt sind, wurden zur Halbzeit der Legislaturperiode erst 43 Vorhaben abgeschlossen, erklärte der Bitkom am Montag. Schlusslicht sei das Familienministerium, das bisher kein einziges digitalpolitisches Vorhaben abgeschlossen und das fünf seiner zwölf Vorhaben nicht einmal angefangen habe, sagte Wintergerst der „Wirtschaftswoche“.

Besonders groß sei der Aufholbedarf im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). „Bisher nutzen nur 15 Prozent der deutschen Unternehmen KI, das ist ein dramatischer Rückstand“, kritisierte der Verbandspräsident. Deutschland müsse eigene KI-Anwendungen anbieten können. ,Wintergerst mahnte, die geplanten Investitionen in die Chip-Fabriken in Dresden, Magdeburg oder Ensdorf im Saarland dürften angesichts des jüngsten Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse nicht zur Disposition stehen. „Mit einem eigenen Halbleiter-Ökosystem in Europa können wir Abhängigkeiten reduzieren und sind im Fall der Fälle weniger erpressbar“, erklärte er.

Der Digitalgipfel in Jena wird veranstaltet von den Bundesministerien für Digitales und für Wirtschaft. Das Motto lautet „Digitale Transformation in der Zeitenwende. Nachhaltig. Resilient. Zukunftsorientiert“. Am Dienstag wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet.,Digitalminister Volker Wissing (FDP) erklärte am Montag, der Digitalgipfel sei „noch nie so wichtig wie heute“ gewesen. „Wir sehen eine rasante Entwicklung in vielen Technologiebereichen, allen voran Künstliche Intelligenz.“ Der Umgang mit KI und ihr Einsatz seien entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit und zukünftigen Wohlstand. Es sei daher wichtig, „dass wir uns mit der Digitalwirtschaft zu diesen Fragen chancenorientiert austauschen.“

An beiden Gipfeltagen werden Projekte aus insgesamt acht Ministerien, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft vorgestellt: von der Cloudinfrastruktur der Zukunft über die ethischen Aspekte von Künstlicher Intelligenz bis zur Transformation in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, wie die Ministerien mitteilten. Lufthansa und Airbus etwa stellen ein digitales Training für Pilotinnen und Piloten per Virtual-Reality-Brille und Laptop vor, das Übungen im Simulator ersetzen kann.,Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kündigte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe einen Aktionsplan zur Robotikforschung an. Kern sei ein neues, dezentrales Robotics Institute Germany, das die Top-Standorte der Robotikforschung in Deutschland vernetzen und zur Talentschmiede ausbauen solle, sagte sie. Deutschland hat nach Angaben des Forschungsministeriums die vierthöchste Dichte von Robotern weltweit.
© AFP

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