„Quilt-Art – Layers and Narratives“ im Deutschen Textilmuseum Krefeld

Das Deutsche Textilmuseum Krefeld am Andreasmarkt zeigt bis zum 28. Dezember 2025 die Ausstellung „Quilt-Art - Layers and Narratives".

Krefeld – Eine Gruppe von Textilkünstlerinnen aus Europa hat sich vor 40 Jahren zur Quilt-Art-Gruppe zusammengeschlossen. Sie brachen die klassischen Formen der für den häuslichen Gebrauch bestimmten Quiltdecken auf und überführten die Technik in eine moderne Kunstform. Die Ausstellung wurde bereits in den Niederlanden und Belgien gezeigt, nach Krefeld reist sie nach Heidelberg, Ungarn und England. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben kostenfreien Eintritt in die Krefelder Museen.

Zwei Objekte in Krefelder Ausstellung „Quilt-Art – Layers and Narratives“

Der Krakatau ist ein Vulkan zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java. Er brach im Laufe der vergangenen Jahrhunderte mehrfach aus. Der bekannteste und heftigste Ausbruch ereignete sich am 27. August 1883. Tausende Menschen starben. Rund um die Erde wurden aufgrund der ausgestoßenen Partikel in der Atmosphäre, an denen es zu Lichtbrechungen kam, über einige Jahre spektakuläre Sonnenuntergänge beobachtet. Der norwegische Maler Edvard Munch hielt dieses Phänomen wohl im Himmel seines Bildes „Der Schrei“ fest. Was im fernen Europa eher als romantisches Naturereignis beobachtet wurde, hatte auf Sumatra wegen der zerstörerischen Folgen des Vulkanausbruchs und der daraus auch resultierenden geringeren Sonneneinstrahlung wirtschaftliche Folgen. „Der Pfefferhandel kam von einem auf den anderen Tag zum Erliegen“, berichtet Dr. Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums Krefeld. Damit endeten der Wohlstand für viele bis dato reichen Familien auf den Inseln und eine Tradition – die Herstellung von kostbaren Schiffstüchern. Ein solches Tuch aus dem 19. Jahrhundert ist nun in der aktuellen Ausstellung „Quilt-Art – Layers and Narratives“ zu sehen, in Kombination mit dem zeitgenössischen Werk einer dänischen Künstlerin. „In beiden Exponaten finden sich ähnliche Farben und Schiffmotive. Sie verbindet zudem die rituelle Thematik“, sagt Museumsleiterin Annette Schieck.

Elefanten und Reichtum

Die größten dieser ausschließlich dem lokalen Adel vorbehaltenen Schifftücher messen bis zu fünf Meter Länge. Sie wurden bei Zeremonien wie Hochzeiten und Geburtstagsfeiern als zeremonieller Wandbehang in und an Häusern verwendet. Sie galten in ihrer prächtigen Ausgestaltung zudem als Status Symbol. Die abstrahiert dargestellten Schiffe, Menschen, Tiere und Gebäude symbolisieren Prozessionen oder Zeremonien. Über die genaue Deutung der einzelnen Motive lässt sich jedoch keine eindeutige Auskunft mehr geben, weil keine schriftlichen oder mündlichen Überlieferungen existieren. Ebenso wenig gibt es Kenntnisse über die Herstellung. Es sei nur bekannt, dass Frauen diese gewebt und ausgeschmückt haben. Die Tücher wurden innerhalb von Familien an den ersten Sohn vererbt. Dass sie nach Europa gelangt, hängt wiederum mit den Folgen des Vulkanausbruches zusammen. Der bis dahin florierende Pfefferhandel brach zusammen. Bedingt durch wirtschaftliche Not schnitt man zahlreiche Schiffstücher für Kleidungsstücke auseinander oder verkaufte sie nach Europa. Deswegen gelten komplett erhaltene Tücher heute als rare Museumsstücke, die sich nur vereinzelt in Sammlungen erhalten haben. Im Bestand des Deutschen Textilmuseums befinden sich drei Exponate.

Ein besonders gefärbtes Sonnenlicht – ob nun Auf- oder Untergang – könnten Betrachter auch in der Arbeit der dänischen Künstlerin Charlotte Yde erkennen. Der gelb-bräunliche Grundton ihres Quilts „Towards the Light“ (2024) findet sich oft nur für wenige Minuten in den Morgenstunden des Spätherbsts am niederrheinischen Himmel. In ihrem Werk spiegelt sich das Licht in der Nord- oder Ostsee des skandinavischen Landes. Die auf den übereinander gelagerten und transparenten Stoffbahnen wurden mit schwarzen Schiffen benäht. Diese muten teils wie die Boote der Wikinger an. Sie könnten auch als Vehikel zwischen dem Dies- und Jenseits interpretiert werden – eine Deutung, wie sie sich in diversen Mythologien nordischer Völker oder Religionen wie in Ägypten der Pharaonen wiederfinden. Und auch die Künstlerin selbst verweist auf solche Zusammenhänge in ihrem Werk.

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