Krefeld – Alruna Adrianstochter Pommegranata versteht die Welt nicht mehr. Was haben die Menschen bloß gegen ihre liebenswerte Verwandtschaft und Freunde? Hinterlistig schiebt Gretel ihre sympathische Schwester-Hexe in den Ofen, die wunderschöne Königin wird von dem mit Neid erfüllten Schneewittchen auf deren Hochzeit gezwungen in glühenden Eisenpantoffeln zu tanzen, bis sie tot zusammenbricht und die selbstsüchtige, goldgierige Müllerstochter treibt ihren guten, alten Freund Rumpelstilzchen soweit, dass er sich selbst vor Wut zerreißt. Wie oft hat Alruna Adrianstochter Pommegranata schon beim Fledermaus-Tee und Belladonna-Torte mit Burgherrn Otto von Linn über dieses herzlose Menschenvolk gesprochen. „Das soll sich endlich ändern. Den Besuchern von Burg Linn werde ich jetzt mal die wahre Geschichte über die Märchen erzählen“, schwört sich die 539 Jahre alte Hexe beim letzten Vollmond. Sie schnappt sich ihren Turbo-Dyson – der Besen hat schon lange ausgedient – und fliegt zum Blocksberg-Outlet, um sich dafür komplett neu einzukleiden.
Hexe hegt gute Absichten
Alruna Adrianstochter Pommegranata wird erstmals am Samstag, 18. November, ihren Spuk mit den Besuchern auf Burg Linn und im Jagdschloss in Krefeld treiben. Aber keine Angst, denn die Hexe hegt dann doch gute Absichten. Hinter der Maskerade steht Inge Reuter. Seit vielen Jahren führt sie Menschen durch die mittelalterliche Burganlage und bei den Gespensterführungen für Kinder in der Weihnachtszeit spielte sie immer mit. Dieses Märchen-Rollenspiel mit einem bösen Grafen als Akteur gab ihr den Impuls, selbst etwas Neues auszuprobieren. „Da rührt die Idee für eine ganz neue Führung für Erwachsene her. Und da kam die Hexe um die Ecke“, sagt Reuter. Bei „Von bösen Stiefmüttern, alten Hexen und netten Feen“ möchte sie eine ganz andere Art von Erzählung mit einer völlig ungewöhnlichen Perspektive auf die Märchen präsentieren. Jugendfrei werde die interaktive Tour nicht. „Das ist wirklich eine freche und an manchen Stellen auch frivole Führung nur für Erwachsene“, betont „Alruna“. Die Teilnehmenden werden dabei auf die ein oder andere Art eingebunden. „Die Leute sollen ihren Spaß haben, aber keiner wird bloßgestellt“, so Reuter.
Märchenclips
Nachdem sie für ihre Hexen-Tour „grünes Licht“ von Museumsleiter Dr. Boris Burandt erhalten hatte, begann Reuter mit der Entwicklung ihrer Rolle. Jede Idee in den vergangenen Wochen notierte sie sich und kreierte ihr Kostüm. Inspirationen aus Märchen hat die gebürtige Niederländerin seit ihren Kindertagen reichlich erhalten. „Ich bin in der Nähe von Efteling aufgewachsen. Dort gab es seit den 1950er-Jahren einen Märchenwald, in dem ich viel Zeit verbracht habe“, erinnert sich Reuter. Als Babysitterin las sie dann Kindern Märchen vor. Im Rahmen einer Märchen-Ausstellung auf Burg Linn 2019 beteiligte sie sich auch mit Führungen. Während der Pandemie wurden einige Märchenclips mit ihr für den vom städtischen Presseamt produzierten „Kreativraum“ aufgenommen. „Was ich aber jetzt mache, ist für mich zunächst ein Experiment“, sagt Reuter.
Hexen-Tour ehrenamtlich
Ihre Premiere mit „Von bösen Stiefmüttern, alten Hexen und netten Feen“ ist am Samstag, 18. November. Eine weitere Führung wird es am Sonntag, 3. Dezember, geben – beide Touren jeweils um 14.30 Uhr. Eine Anmeldung ist unter Telefon 0 21 51 / 15 53 90 während der Öffnungszeiten des Museums Burg Linn erforderlich. Die Kosten betragen drei Euro plus Eintritt. Gruppenführungen ab zehn, maximal 20 Personen können per E-Mail an reuter-inge@t-online.de angefragt werden. Die Kosten betragen 35 Euro plus Eintritt. Wie bei den Burg-Führungen führt Reuter die Hexen-Tour ehrenamtlich, die Gebühren gehen an den Förderverein des Museums. „Mein Ziel ist es, die Leute für die Burg und das Jagdschloss zu begeistern“, meint Alruna Adrianstochter Pommegranata.