Krefeld – Die selbständige Designerin kooperiert dazu mit Unternehmen der Textilindustrie, auf diese Weise verbinden sich in ihren Arbeiten Industrie und Handwerk. Die Jury des Modepreises, der am Samstag im Zuge der „Krefelder Laufmasche“ vergeben wurde, war überzeugt vom nachhaltigen Materialeinsatz: Lea Theres Lahr-Thiele benutzt Stoffe, die als Mangelware oder Anmusterungen großer Hersteller klassifiziert sind. Durch eine neue, selbst entwickelte Lasertechnik fällt bei der Produktion der Kleidung kein Müll an.
Innovativen Ansatz
Den zweiten Platz belegte Antonia Dannenberg mit „Melt Down“, einer alpinen Wintersportkollektion, mit der die desaströse Entwicklung der weltweiten Gletscherschmelze in Folge der Erderwärmung illustriert wird. Die Designerin hat somit ein hochaktuelles Thema verarbeitet: Der Print und die Farbauswahl ihrer Kollektion sind aus einer Grafik der Gletschererwärmung entstanden. Die Jury lobte die funktionale Skikollektion, die gute technische Verarbeitung des Materials, den nachhaltiger Materialeinsatz durch Überproduktionsstoffe und das spezielle Druckverfahren. Auf dem dritten Platz landete Jonathan Richter mit „Death of a man“. Die Kollektion bezieht sich auf den autobiographischen Roman „Bekenntnisse einer Maske“ von Mishima Yukio. Darin wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der im Japan der Zwischenkriegszeit aufwächst und sich mit seiner Sexualität in einer strengen Gesellschaft auseinandersetzt – dieser Text war die Inspirationsquelle für die Kollektion. Die sechs Kreationen schildern die Entwicklung des Protagonisten im Laufe der Geschichte, wobei die Verschleierung seines wahren Wesens immer stärker wird. Die Jury war überzeugt vom innovativen Ansatz. Außerdem sei die Kollektion gut tragbar und schön verarbeitet.
Oberbürgermeister Frank Meyer verlieh den traditionellen Krefelder Modepreis vor hunderten Zuschauern am Laufsteg in der Königstraße. „Bei dieser Veranstaltung kommt alles zusammen: die Krefelder Vergangenheit des textilen Handwerks, das man hier immer noch bestaunen kann, die Gegenwart des textilen Einzelhandels in der Innenstadt, der sich mit viel Engagement an dem Format beteiligt, und der innovative Blick in die Zukunft der Mode, verkörpert durch junge Designerinnen und Designer, die ihre Kreationen nicht im glitzernden Modepalast zeigen, sondern im Baucontainer und auf diesem Laufsteg im öffentlichen Straßenraum“, betonte Frank Meyer und gratulierte den Gewinnern im Namen der Stadt. „Hier kann man erleben, dass sich mit unserer Gesellschaft auch die Mode verändert: Es wird immer wichtiger, dass sie nachhaltig und unter fairen Bedingungen produziert wird. Oft greifen die Kollektionen auch aktuelle Entwicklungen auf.“
Krefelder Stadtmarketing
In der Samt- und Seidenstadt gehört im Jahr des Jubiläums „650 Jahre Krefeld“ natürlich auch das Thema Mode auf die Agenda. Fünf Tage lang stellten deshalb junge Designer ihre Kreationen in 20 Baucontainern in der Innenstadt vor. Die „Krefelder Laufmasche“ fand ihren Höhepunkt mit dem Mode- und Shopping-Wochenende „Krefeld Pur“ am Samstag und Sonntag. Markt- und Königstraße wurden zu einem 120 Meter langen Laufsteg in L-Form, auf dem rund 40 Models aktuelle Mode präsentierten. Das Krefelder Stadtmarketing und die Händler der Werbegemeinschaft organisierten das Event Hand in Hand.
Mehrere Modenschauen
Zwölf Modehäuser aus der Innenstadt beteiligten sich an „Krefeld pur“ und zeigten ihre Herbst-Winter-Kollektionen. Auf dem 120-Meter-Catwalk fanden am Samstag und Sonntag mehrere Modenschauen statt, 300 Stühle wurden entlang des Laufstegs aufgestellt, damit Besucher die Präsentation in Ruhe genießen konnten. Neben aktuellen Trends soll die „Krefelder Laufmasche“ auch Blicke in die Zukunft der Mode ermöglichen. „Wir möchten jungen Designern eine Bühne geben, die gerade am Anfang ihrer Karriere in Modeunternehmen oder als Selbständige stehen“ sagt Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketings. „Sie alle haben Ideen, wie Mode künftig aussehen könnte, und häufig spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei ihnen eine große Rolle.“
Lange Tradition
Die „Goldene Seidenschleife“ hat in Krefeld eine lange Tradition und wurde in früheren Jahrzehnten schon an Modeschöpfer wie Pierre Cardin, Wolfgang Joop oder Karl Lagerfeld verliehen. Im Anschluss an die Vergabe der Preise wurde die beliebte „Perlipop-Party“ unter der Glaskuppel von Delikatessen Franken gefeiert.