Die Gewerkschaft IG Metall und der VW-Gesamtbetriebsrat präsentierten am Mittwoch ein Konzept, in dem eine noch auszuhandelnde Entgelterhöhung nicht ausgezahlt, sondern in eine Absenkung der Arbeitszeit umgewidmet werden könne. Zugleich müssten Vorstand und Aktionäre einen „signifikanten Beitrag“ leisten.
Die nächste Tarifrunde bei Volkswagen beginnt am Donnerstag in Wolfsburg. Dort will die IG Metall ihren Vorschlag präsentieren. Bislang liegen die Vorstellungen der Tarifpartner weit auseinander: Die Gewerkschaft hält grundsätzlich an ihrer Lohnforderung von sieben Prozent mehr Geld sowie 170 Euro mehr für Azubis fest. Die Arbeitgeber forderten zuletzt sogar eine massive Entgeltreduzierung sowie Nullrunden in den kommenden zwei Jahren, ließen aber Gesprächsbereitschaft beim Thema Beschäftigungs- und Standortsicherung erkennen.
Die IG Metall schlägt nun einen solidarischen „Zukunftsfonds“ vor: Für die Jahre 2025 und 2026 solle die kommende Tariferhöhung bei VW nicht ausgezahlt, sondern dort eingebracht werden. Das Unternehmen könne damit bei Bedarf Arbeitszeiten absenken, um einen Personalabbau „sozialverträglich gestalten zu können“. So könne das Äquivalent von 6000 Vollzeitstellen gerettet werden.
Wenn dieser Topf nicht mehr gebraucht werde, könne die Entgelterhöhung in die Tabelle übergehen, erläuterte der Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, auf einer Pressekonferenz in Wolfsburg. Zugleich müssten auch der Vorstand sowie Aktionäre einen „signifikanten Beitrag“ leisten, forderten IG Metall und Betriebsrat. Ebenfalls über den Zeitraum von zwei Jahren müssten Vorstand und Management auf einen Teil ihrer Boni verzichten und es müsse eine Änderung der „Dividenden-Politik“ erfolgen, hieß es.
Zusammen genommen sollen über diese Vorschläge Arbeitskosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro eingespart werden, wie die IG Metall und der Betriebsrat erläuterten. Die Arbeitnehmerseite sprach von einem Angebot und einem „Beitrag der Belegschaft“ und forderte, dass von dem Unternehmen nun „ebenfalls Bewegung kommt“. Im Gegenzug müsse es eine Zusage geben, dass betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen vom Tisch seien.
Die Friedenspflicht endet Ende November, Warnstreiks wären ab dem 1. Dezember möglich. Die IG Metall warnte VW vor einer Eskalation und betonte, die Belegschaft sei „kampfbereit“.
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte bei der Pressekonferenz mit Blick auf die Produktion in China und Nordamerika, die Arbeitnehmerseite verschließe nicht die Augen davor, „dass sich Märkte verändert haben“ und stehe auch Anpassungen beim Personal nicht grundsätzlich entgegen. Es müssten jedoch nachhaltige Lösungen gefunden werden. Dabei gehe es unter anderem darum, Konzernsynergien zu bündeln und klare Ziele für einzelne Geschäftsbereiche zu formulieren.
© AFP