Krefeld – Die Zahl liegt im NRW-weiten Vergleich überdurchschnittlich hoch. Eine Ursache für diese Quote sind Schüler, die über einen längeren Zeitraum nicht am Unterricht teilnehmen. Das nun fertige Handlungskonzept Schulabsentismus versteht sich als struktureller Hilfsleitfaden für Lehrer und andere pädagogische Fachkräfte aller Schulformen. Das übergeordnete Ziel ist es, die Schulabschlussquote dauerhaft wieder zu erhöhen.
Die Stadtverwaltung möchte gefährdete Schüler frühzeitig identifizieren, Bildungsbiografien unterstützen und absente Kinder und Jugendliche wieder ins Regelsystem führen. Das 35-seitige Papier bildet hierfür präventive wie interventive Maßnahmen sowie zieloptimierte Handlungsmöglichkeiten ab. Darüber hinaus schafft es einen umfassenden Rundumblick über das Krefelder Hilfesystem. In der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Schule und Weiterbildung sowie des Jugendhilfeausschusses am Dienstag, 26. November, stellt die Verwaltung das Handlungskonzept vor.
Bereits seit mehreren Jahren arbeiten die Schulen und die Stadtverwaltung gegen die Problematik des Schulabsentismus an. Nicht zuletzt der Bildungsbericht aus dem Jahr 2022 hat die vielschichtigen Ursachen und den dringenden Handlungsbedarf herausgearbeitet. Das Konzept hat der Arbeitskreis „Schulerfolg sichern – Schulabsentismus vermeiden“ unter Führung des Regionalen Bildungsbüros der Stadt Krefeld verfasst. Beteiligt waren einerseits die städtischen Fachbereiche Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst, Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung sowie Migration und Integration. Zum anderen wirkten die Schulen mit Leitungen, Lehrkräften und der Schulsozialarbeit, die Kommunalen Präventionsketten wie auch die LVR-Klinik Viersen mit Stadtdirektor und Bildungsdezernent Markus Schön sagt: „Wer die Schule ohne Abschluss verlässt, hat es im weiteren Lebensverlauf enorm schwer, insbesondere beim Berufseinstieg. Schulabsentismus ist ein zentraler Risikofaktor für einen Schulabbruch. Dieser Umstand ist eine der größten Herausforderung der Krefelder Bildungslandschaft und verdient daher eine hohe Priorität. Das Handlungskonzept ist in diesem Prozess ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung mehr Bildungsgerechtigkeit und stellt eine solide Informations- wie Handlungsbasis dar.“
Manuela Demant, Leiterin der Regionalen Bildungsbüros, erklärt: „Das Handlungskonzept untergliedert sich in verschiedene Themengebiete. Neben den Ursachen und Auswirkungen von Schulabsentismus geht es auf Frühwarnzeichen, präventive Maßnahmen sowie schulinterne wie -externe Handlungsmöglichkeiten ein. Darüber hinaus listet das Konzept bereits bestehende Netzwerkpartner, Angebote und Unterstützungsstrukturen auf.“ Darunter fällt zum Beispiel die Clearingstelle Schulabsentismus. Sie bildet seit 2022 einen Zusammenschluss aus mehreren städtischen Fachbereichen und der Ambulanz und Tagesklinik Krefeld der LVR-Klinik Viersen. Bei Fällen von Schulabsentismus unterstützt die Clearingstelle betroffene Familien unbürokratisch und schnell mit einer individuellen Fachberatung.
Eine wesentliche Bedeutung nimmt auch die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schulen ein. Bei der Stadt Krefeld bietet die Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung allen hiesigen Schulen eine Beratung zum Thema Schulabsentismus an. In einem gemeinsamen Prozess erstellt die Schule mit der kommunalen Schulsozialarbeit individuelle Konzepte. Sie definieren konkrete und auf die Schule abgestimmte Abläufe und Ansprechpersonen. Im Handlungskonzept empfehlen die Verantwortlichen jeder Schule, jeweils eine verantwortliche Person für das umfängliche Thema Schulabsentismus zu benennen. Sie soll mit Fortbildungen unterstützt werden und Kollegen als Ansprechpartner dienen.
Das Phänomen des Schulabsentismus erscheint in unterschiedlichen Formen und hat ebenso verschiedene Gründe. Häufig beginnt dieser Prozess mit Schulunlust oder Leistungsverweigerung und steigert sich von gelegentlichem Fehlen im Unterricht bis hin zum dauerhaften Fernbleiben. Auslöser sind beispielsweise soziale, Leistungs- oder Trennungsängste, auch psychologische Erkrankungen oder fremdgesteuerte Faktoren können ursächlich sein. Schulverweigerung resultiert meist aus einer länger anhaltenden Entwicklung denn einer bewussten Entscheidung. Die Konsequenzen wie schlechtere Noten oder der fehlende Schulabschluss können sich nachhaltig auf die Biographien der betroffenen Personen auswirken, etwa durch ökonomische, soziale oder gesundheitliche Nachteile.