Krefeld – Auf diesen Tafeln waren Adressen der Orte von NS-Verbrechen angegeben und es war notiert, was sich wo ereignet hat. Viele Krefelderinnen und Krefelder waren zum Gedenken an den Platz an der alten Synagoge gekommen, wo Bürgermeister Timo Kühn in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters Frank Meyer sprach. Mit Rücksicht auf den Schabbat, den erst um 17.45 Uhr endenden Ruhetag der Jüdinnen und Juden, begann das Pogromgedenken in diesem Jahr erst um 19.30 Uhr. Bürgermeister Timo Kühn mahnte an, die Erinnerungskultur lebendig zu halten: „Wir werden nicht vergessen, was an diesem 9. November 1938 in Krefeld und im ganzen Land passiert ist. Wir werden die Erinnerung daran wachhalten. Weil es unsere Verpflichtung als Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ist.“ Die Shoa sei kein Völkermord unter vielen, betonte Timo Kühn. „Die Shoa ist das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Es darf nie wieder passieren.“
Für die Jüdische Gemeinde sprach der Vorsitzende Samuel Naydych, der an diesem Abend an die Vorgänge des 8. Oktober 2023 mit dem Angriff der Hamas auf Israel erinnerte. 101 Menschen seien noch nicht zu ihren Familien zurückgekehrt und noch immer in den Fängen der Geiselnehmer. Er ruft die Bürgerinnen und Bürger auf, gegen Antisemitismus aufzustehen und sich zu solidarisieren. Für die Villa Merländer sprach Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle. Sie sagte, sie fühle sich resigniert und wütend angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung. Man müsse es ernst nehmen, wenn antisemitische Drohungen ausgesprochen werden. „Wenn sie das sagen und wir nicht reagieren, ist das alleine unsere Schuld, wenn diese Menschen trotzdem eine Regierungsverantwortung bekommen.“ Zum Abschluss des Gedenkens wurde das Kaddisch vorgetragen, eines der wichtigsten Gebete im Judentum.