Krefeld: Beratung für Prostituierte auf dem Straßenstrich

In einem neu erworbenen und speziell ausgestatteten Wohnmobil kann der Sozialdienst katholischer Frauen Beratungsangebote für Prostituierte anbieten und damit den Frauen eine wichtige Unterstützung bei Fragen des Lebensalltags anbieten.

Krefeld – Vor rund einem Jahr ist das Wohnmobil in Betrieb genommen worden – möglich wurde dies durch eine Zuwendung in Höhe von 40.000 Euro durch die Stadt Krefeld. Weitere 20.000 Euro kamen vom Land NRW. Ein Jahr nach Inbetriebnahme ziehen SkF-Geschäftsführerin Martina Eckert und Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen ein zufriedenes Fazit. Aus ihrer Sicht bietet das neue Fahrzeug bessere Arbeitsbedingungen für die Prostituiertenhilfe in Krefeld. „Das städtische Geld ist bei diesem Projekt gut investiert. Ich bin dem Team dankbar für die wichtige Arbeit. Es geht darum, die auf dem Straßenstrich und in der Hausprostitution arbeitenden Frauen zu stärken und ihnen zu helfen, wo Probleme bestehen“, sagt Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen.

Dass Bedarf für Hilfsangebote besteht, zeigt die Realität auf der Straße: Auf dem Straßenstrich arbeiten unter anderem Frauen, die in prekären Wohn- und Arbeitsverhältnissen leben und entsprechende Beratungsbedarfe haben. Fast ausnahmslos handelt es sich dabei um Migrantinnen aus osteuropäischen EULändern. Neuerdings bieten zusätzlich Frauen aus dem Umfeld der Krefelder Wohnungslosen- und Drogenszene sexuelle Dienstleistungen auf dem Straßenstrich an. Die Mehrheit der Frauen ist zwischen 18 und 35 Jahren alt. Sie haben kaum Kontakte außerhalb ihres Umfeldes.

Seit dem Jahr 2016 ist der SkF in Kooperation mit der Stadt Krefeld in der Prostituiertenhilfe tätig. Diese Arbeit wurde dabei stets den aktuellen Entwicklungen angepasst. Neben der aufsuchenden Arbeit in Wohnungen, Hotels, Bordellen und Studios ist der Kontakt zu Frauen in der Straßenprostitution ein besonders sensibles Arbeitsfeld. Bis 2022 nutzte der SkF für die Beratung vor Ort ein älteres Wohnmobil. Wegen altersbedingter technische Mängel konnte dieses Fahrzeug ab 2022 nicht mehr genutzt werden. Damit fiel temporär ein wesentlicher Baustein der aufsuchenden Sozialarbeit für die in der Prostitution tätigen Menschen weg. Für einen Übergangszeitraum wurden Poolfahrzeuge genutzt, die allerdings nicht den Anforderungen genügten. Schnell wurde deshalb die Notwendigkeit erkannt, ein neues Mobil bereitzustellen.

Der Zugang zu Frauen in der Straßen-Prostitution gelingt nur über regelmäßig aufsuchende Arbeit am Arbeitsplatz der Frauen. Das bedeutet die Präsenz der Mitarbeiterin des SkF vor Ort in den Abend- und Nachtstunden. Dann begegnet die Mitarbeiterin außerdem Kunden, „Partnern“ der Frauen oder kontrollierenden Behörden. „Beratungsgespräche im öffentlichen Raum sind nur begrenzt möglich, das Wohnmobil bietet dafür den geschützten Rahmen. Die Sitzgruppe sowie die Möglichkeit, die Tür und Vorhänge zu schließen, ermöglichen Beratungsgespräche und Kontakte der Frauen untereinander“, sagt Martina Eckers vom SkF. Im Winter sei das Wohnmobil eine willkommene Gelegenheit, sich aufzuwärmen, auszuruhen und um etwas Warmes zu trinken.

Die Arbeit mit und im Wohnmobil beinhaltet Termine auf dem Straßenstrich, zwischen 21.30 und maximal 3 Uhr sowie zusätzliche Termine nach Absprache. Das hohe Maß an Flexibilität in der aufsuchenden Arbeit ist dabei eine wesentliche Voraussetzung für das Erreichen der Zielgruppe. Im Krefelder Netzwerk ist das Wohnmobil inzwischen ein fester Bestandteil. So begleitet Oliver Winkelmann, Aidskoordinator der Stadt Krefeld, in regelmäßigen Abständen die Nachteinsätze, um Aufklärung zu sexuell übertragbaren Krankheiten und Testungen anzubieten. Sowohl für die Blutentnahme als auch für selbst durchgeführte Abstriche wird dabei das Wohnmobil genutzt. In Kooperation mit dem Gesundheitsamt und der Aids-Hilfe Krefeld werden zweimal jährlich mobile Testungen im Stadtgebiet angeboten. Diese werden auch von Frauen, die sich im Rahmen ihrer Obdachlosigkeit nicht im Umfeld des Straßenstrichs prostituieren, sowie drogenabhängigen Frauen, die der Beschaffungsprostitution nachgehen, genutzt. Über die aufsuchende Arbeit hinaus nutzen Klienten und Klientinnen das Beratungsbüro in der Geschäftsstelle. Gewünscht werden in beiden Arbeitsfeldern die Unterstützung in sozialrechtlichen und psychosozialen Fragen, im Bedarfsfall die Unterstützung beim Ausstieg aus der Prostitution.

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