Wolfspeed verschiebe das Projekt „auf einen unbestimmten Zeitpunkt“, sagte am Mittwoch die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) in Saarbrücken. Grund für die Verschiebung ist demnach der stockende Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland und Europa sowie die „Produktionssituation“ in den USA.
Rehlinger sprach von einem „Rückschlag“ für ihr Bundesland und den Strukturwandel im Saarland. Das Vorhaben des US-Unternehmens sei zwar „nicht ad Acta gelegt“, „aber auf der Zeitachse auf einen unbestimmten Zeitpunkt nach hinten geschoben“, sagte sie. Der Chiphersteller habe erklärt, grundsätzlich weiter zu dem Projekt im Saarland zu stehen.
Wolfspeed und der Autozulieferer ZF aus Friedrichshafen hatten die Pläne für die Chipfabrik im saarländischen Ensdorf im Februar 2023 vorgestellt. Das Werk solle „die weltweit größte und modernste Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid“ werden, sagte damals Wolfspeed-Chef Gregg Lowe. Die Chips werden vor allem in Wechselrichtern von E-Autos eingebaut.
Wolfspeed wollte rund 2,7 Milliarden Euro investieren, ZF 170 Millionen Euro. Die Kooperation sollte bei ZF die Umstellung auf E-Motoren ankurbeln. Die Kosten für die Antriebswende belasten den Konzern jedoch massiv. Für die kommenden Jahre sind tausende Stellenstreichungen geplant. Das US-Unternehmen kämpft selber auch mit finanziellen Schwierigkeiten.
Der Autozulieferer hatte am Dienstag aber bereits der Darstellung widersprochen, er sei maßgeblich für die Verzögerung der Pläne verantwortlich. Das „Handelsblatt“ hatte unter Berufung auf Regierungs- und Branchenkreise berichtet, ZF wolle sich nicht mehr an der Chipfabrik beteiligen. „Die Verantwortung für das Projekt hat Wolfspeed“, betonte hingegen ein Unternehmenssprecher. „ZF hat hier immer intensiv und aktiv unterstützt.“
Wie es nun weitergeht, ist unklar. Ob auch ZF bei einem späteren Investments Wolfspeeds wieder dabei wäre, wisse sie nicht, sagte Rehlinger. Das sei Sache der beiden Unternehmen. In Ensdorf war im Sommer das stillgelegte Kohlekraftwerk gesprengt worden. Auf dem Gelände sollte ab 2025 die Fabrik entstehen. ,Dass diese vorerst nicht gebaut wird, ist auch ein weiterer Rückschlag für die Bundesregierung und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Für das Vorhaben war rund eine halbe Milliarde Euro staatlicher Förderung vorgesehen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sah sich hingegen in seiner ablehnenden Haltung gegenüber Habecks Plänen für die Ansiedlung von Chip-Herstellern mit staatlicher Unterstützung bestätigt. „Wettbewerbssichere Strukturen kann man nicht am politischen Reißbrett planen und mit Subventionen finanzieren“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. „Auf diesem Konzept, das noch in die Ära Merkel zurückreicht und das von Grünen heute noch vertreten wird, liegt für Steuerzahler und Arbeitnehmer kein Segen.“
Die SPD-Politikerin Rehlinger forderte Kaufanreize für potenzielle Käufer und Käuferinnen von E-Autos sowie den Ausbau der Ladeinfrastruktur.
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