Studie: Kinder in ärmeren Haushalten müssen auf Vieles verzichten

Kinder in vergleichsweise armen Haushalten müssen einer Studie zufolge aus finanziellen Gründen auf Vieles verzichten.

Beispielsweise lebt gut jedes fünfte betroffene Kind in einer beengten Wohnsituation, wie aus einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesarbeitsagentur für Arbeit hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. 19,2 Prozent der armutsgefährdeten Familien haben laut der Studie keinen Computer mit Internetanschluss.

Für die Untersuchung wurden mehrere tausend ärmere und wohlhabendere Haushalte mit Kindern dazu befragt, ob es ihnen an bestimmten Gütern und Aktivitäten fehlt und warum. Wenn hier finanzielle Gründe genannt wurden, gingen die Forschenden von einer „Unterversorgung“ aus.

Armutsgefährdete Kinder müssen demnach im Durchschnitt auf 4,1 der 22 abgefragten Güter und Aktivitäten verzichten; Kinder aus wohlhabenderen Familien nur auf 0,9. „Unterversorgung zeigt sich insbesondere bei höherwertigen Konsumgütern sowie im Bereich Finanzen und bei der sozialen und kulturellen Teilhabe“, erklärte das IAB.

Demnach leben mehr als die Hälfte der armutsgefährdeten Kinder in Haushalten, denen es aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, abgenutzte Möbel zu ersetzen (53,7 Prozent), einen festen Betrag zu sparen (53,4 Prozent) oder eine Woche in den Urlaub zu fahren (52,9 Prozent). 22,1 leben in einer Wohnung, die nicht genügend Zimmer hat. Bei wohlhabenderen Kindern liegen die Werte jeweils viel niedriger.

22,5 Prozent können nicht „ab und zu neue Kleidung kaufen“, 26,3 Prozent müssen auf ein Auto verzichten. In Familien mit mehr Geld sei eine Unterversorgung bei diesen Aspekten „sehr selten“. Auch bei „kinderspezifischen Bedarfen wie regelmäßigem Taschengeld oder einem Platz zum Lernen“ ergäben sich deutliche Unterschiede zwischen ärmeren und reicheren Haushalten, erklärte das IAB weiter.

2022 lebten laut IAB 18,8 Prozent der Kinder in Deutschland in armutsgefährdeten Haushalten. „Insbesondere Kinder in Alleinerziehenden-Haushalten, mit Migrationshintergrund, mit drei oder mehr Geschwistern und aus Ostdeutschland haben ein höheres Armutsrisiko als andere Kinder.“

Dagegen schützten eine höhere Bildung und eine Erwerbstätigkeit der Eltern in vielen Fällen vor Armutsgefährdung. Um die Zahl der betroffenen Kinder zu verringern, „bleiben die Höhe der materiellen Absicherung, die Förderung der Erwerbsbeteiligung der Eltern sowie ein einfacher Zugang zu Leistungen sinnvolle Ansatzpunkte“, erklärte IAB-Forscherin Claudia Wenzig.

Ein Haushalt wird als armutsgefährdet eingestuft, wenn die Menschen weniger als 60 Prozent des Medians aller Haushaltsnettoeinkommen in Deutschland zur Verfügung haben. Der Median ist ein Mittelwert, bei dem extrem hohe oder niedrige Werte weniger Einfluss haben als beim Durchschnitt.
© AFP

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